Akademische Lehrpraxis der Universität Greifswald in Greifswald

Zöliakie – Persistierende Dysbiose

Gepostet am Jun 30, 2017 in Informatives

Dauerhafte Zöliakie-Beschwerden lassen sich nicht in jedem Fall mit versehentlicher Glutenaufnahme erklären. Daher wurde der Zusammenhang von persistierenden Symptomen mit der duodenalen Mikrobiotazusammensetzung untersucht. Diese verglich man zwischen je 18 Zöliakiepatienten mit dem höchsten und dem niedrigsten Symptom-Score (Gastrointestinal Symptom Rating Scale, GSRS). Alle Teilnehmer hatten mindestens 3 Jahre eine glutenfreie Diät eingehalten, wiesen eine normale Darmschleimhaut auf und waren Autoantikörper-negativ. Die Darmflora im Zwölffingerdarm der Patienten mit persistierenden Problemen zeigte gegenüber jener von Beschwerdefreien signifikante Unterschiede: Die Besiedlung mit Proteobakterien war deutlich höher (40 vs. 21%, p=0,04); der Anteil der Gattungen Bacterioidetes und Firmicutes war hingegen geringer (15 vs. 25%, p=0,01 bzw. 33 vs. 46%, p=0,05). Außerdem fiel die bakterielle Vielfalt bei Persistenz der Symptome deutlich geringer aus. Diese Art der Dysbiose ist vergleichbar mit jener, die auch bei unbehandelter Zöliakie und anderen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie z.B. dem Reizdarmsyndrom beschrieben wird. Die Ergebnisse legen nahe, dass Probiotika oder fäkale Transplantationen sinnvolle Therapieoptionen sein könnten.

Fazit: Patienten mit Zöliakie haben eine veränderte Bakterienflora im Zwölffingerdarm. Trotz langer glutenfreier Diät kann die Dysbiose bestehen bleiben. Das kann ein Grund sein, warum die Symptome bei einigen Patienten persistieren. Abhilfe könnten Probiotika oder fäkale Transplantationen schaffen.

Quelle: Wacklin P et al.: Altered duodenal microbiota composition in celiac disease patients suffering from persistent symptoms on a long-term gluten-free diet. Am J Gastroenterol 2014; 109(12): 1933-41 DOI: 10.1038/ajg.2014.355